„Deutschland braucht eine umfassende Fachkräfte-Strategie – Imagekampagnen reichen nicht“

Plädoyer für umfassende Revision und neue Wege in den Pflege-, Erziehungs- und Sozialberufen


Der Internationale Bund (IB) setzt sich für eine umfassende Fachkräfte-Strategie in den Pflege-, Erziehungs- und Sozialberufen ein. Foto: Georg Arthur Pflueger/unsplash

Mehrere Hunderttausend Fachkräfte werden bis 2035 in der stationären Altenpflege, in der Kinderbetreuung in Kitas und Grundschulen sowie in der Krankenpflege voraussichtlich fehlen. „Es ist höchste Zeit, in diesem Bereich eine umfassende Fachkräftestrategie anzugehen. Reine Imagekampagnen reichen längst nicht aus. Der Mangel an Fachkräften in den Bereichen Pflege, Erziehung und Soziales ist die Herausforderung der kommenden Legislaturperiode“, so Petra Merkel, Präsidentin des Internationalen Bundes (IB) und ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages für die SPD-Fraktion.

Nicht erst die Corona-Pandemie hat die angespannte Personalsituation in Kitas und Seniorenheimen, in den Gesundheitsberufen und den Sozialen Diensten gezeigt. „Was wir brauchen, ist eine gemeinsame Bund-Länder-Initiative unter Federführung des Bundes, um neue Wege auch in jenen Bereichen zu gehen, die der Länderhoheit unterliegen. Nur so können wir die Probleme in der öffentlichen Care-Arbeit angehen“, betont Petra Merkel. „Mehr Anerkennung der Pflege-, Erziehungs- und Sozialberufe setzt voraus, dass strukturelle Benachteiligungen in Ausbildung, Qualifizierung und Arbeitsförderung sowie bei den Arbeitsbedingungen beseitigt werden.“

„Bund-Länder-Zuständigkeiten in der Ausbildung von Sozialberufen neu regeln“

Ganz oben auf der To-Do-Liste stehen laut Merkel Veränderungen bei den Bund-Länder-Zuständig­keiten für die Ausbildung in den Sozialberufen. Die Ausbildungen zum*zur Erzieher*in oder Helfer*in in der Alten- und Krankenpflege sind nach Landesrecht geregelt. Das bedeutet, unter­stützen­de Angebote der Agenturen für Arbeit greifen bei ihnen, anders als dualen Ausbildungs­berufen in Handwerk, Industrie und Gewerbe, nicht. Grundsätzlich sei eine Dualisierung der Ausbildung zum*zur Erzieher*in mit mehr Praxisanteilen und die Einführung eines Ausbildungsentgelts nötig. „Die Schieflagen benachteiligen vor allem junge Frauen, die den Großteil in der Erzieherausbildung ausmachen“, findet Elisabeth Späth, im IB zuständig für Kindertagesstätten und frühkindliche Bildung. ­­Für Jugendliche mit Interesse an Pflegeberufen, jedoch persönlichen oder sozialen Hürden auf dem Weg in die Arbeitswelt bieten die Helfer*in-Berufe häufig die einzige Chance, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Auch für sie verschließen Länderhoheit und die Gesetzeslage den Zugang zu unterstützenden Angeboten.

In der Altenpflege stehen nach Ansicht des IB ebenfalls Reformen an: Seit es die generalisierte Pflegeausbildung gibt, wird es schwerer, Fachkräfte für die Altenpflege zu finden, weil sich im Krankenhaus deutlich mehr Geld verdienen lässt. Und auch mit Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ab 2026 in Grundschule und Kindertagesstätte drängt sich Reformbedarf auf: „Wir brauchen an den Grundschulen endlich eine gelebte Praxis von Multi­profes­siona­lität. Es darf nicht heißen, hier ist der Lehrkörper und dort alle anderen Personen, die mit den Kindern arbeiten. Erzieher*innen und Sozialpädagog*innen im Ganztag sowie Schulsozialarbei­ter*innen müssen mit den Lehrkräften auf Augenhöhe arbeiten“, ist Späth überzeugt. Weitere Informationen zum Thema gibt es hier.

Über den Internationalen Bund:

Der Internationale Bund (IB) ist mit mehr als 14.000 Mitarbeitenden einer der großen Dienstleister in der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit in Deutschland. Er unterstützt Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren dabei, ein selbstverantwortetes Leben zu führen – unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung. Sein Leitsatz „Menschsein stärken“ ist für die Mitarbeiter*innen Motivation und Orientierung.


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