Die aktuelle Pandemie hat den Scheinwerfer auf diverse Probleme gerichtet. Besonders durch Wechselunterricht und Homeschooling wurden schon vorher benachteiligte Jugendliche abgehängt. In dieser Situation sind viele von ihnen empfänglich für menschenfeindliche Strömungen. Was kann man zum Schutz der Jugendlichen tun? Um ihnen demokratische Grundwerte zu vermitteln und sie dabei zu unterstützen, mit den gegenwärtigen sozialen und politischen Veränderungen umzugehen, benötigt man politische Bildung und Demokratieförderung. Daher ist der Internationale Bund (IB) überzeugt, dass Deutschland eine stärkere strukturelle Förderung der Politischen Bildung benötigt, um antidemokratische Tendenzen bekämpfen sowie der gesellschaftlichen Spaltung entgegenwirken zu können.
Der IB ist in diesen Bereichen mit dem Präventionsprogramm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) „Respekt Coaches“ aktiv. Die Respekt Coaches sind an Schulen im Einsatz und unterstützen Schüler*innen dabei, unterschiedliche Meinungen anzuerkennen, eigene Positionen mit Argumenten zu untermauern und radikale Erklärungsmuster zu identifizieren. Ziel ist es, Toleranz zu stärken, Vorurteile abzubauen und damit die interkulturelle Kompetenz der Jugendlichen zu festigen. Um sie nicht nur während der Schulzeit zu unterstützen, sondern ihnen außerdem Perspektiven für die Zeit danach aufzuzeigen, ist für den IB eine sozialpädagogische Begleitung ein wichtiger Baustein. Weitere Infos zu dem Programm gibt es hier.
Der IB fordert daher, dass demokratiefördernde Bundesprogramme wie Respekt Coaches verstetigt werden. Außerdem muss sichergestellt sein, dass möglichst niedrigschwellige, zielgruppengerechte Programme angeboten und stärker in der Förderung von Bundesprogrammen berücksichtigt werden.
Programme wie Respekt Coaches sind eine wichtige Säule der politischen Bildung. Jedoch müssen die Menschen auch nach ihrer Schulzeit, am besten ein Leben lang, von Maßnahmen der politischen Bildung erreicht werden. Prof. Dr. Benno Hafenegger von der Philipps-Universität Marburg begründet diese Wichtigkeit mit der Bedeutung der politischen Bildung für eine funktionierende Demokratie: „Allen Bürgern und Bürgerinnen sollte lebensbegleitend ein Zugang zur außerschulischen politischen Bildung ermöglicht werden, weil eine rechtsstaatlich und repräsentativ verfasste, liberale und pluralistische Demokratie, die der Menschenwürde verpflichtet ist, auf demokratisch gebildete und engagierte Bürger und Bürgerinnen angewiesen ist“.
Antidemokratische Strömungen wird man nicht vollständig eindämmen können. Der IB fordert aber eine strukturelle Förderung der Politischen Bildung und Demokratiebildung, um diesen Tendenzen gestärkte, mündige Menschen entgegensetzen zu können, die sich in ihrem Umfeld für demokratische Werte stark machen. Um demokratische Räume im nahen Lebensumfeld von jungen Menschen zu erhalten, fordert der IB den Erhalt und Ausbau der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Denn die Aufgabe der politischen Bildung und Demokratieförderung, junge Menschen in ihrer Beteiligung in der Gestaltung der demokratischen Gesellschaft zu unterstützen, wird in Zukunft sowohl für den IB als auch für die gesamte Gesellschaft weiterhin wichtig sein.
In diesem Zusammenhang hat der IB den politischen Forderungskatalog „Mit Engagement demokratisches Zusammenleben in Vielfalt stärken“ mitunterzeichnet. Er wurde vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) entwickelt und wird von vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen mitgetragen.